Märchenerzählen


„Es war einmal vor langer Zeit…“ - die Tradition des Märchenerzählens im Osnabrücker Land

Hast du schon einmal was von der rätselhaften Alkenkuhle, der Sage vom Hockenden Weib oder den legendären Sgönauken gehört? In der TERRA.vita-Region ranken sich zahlreiche Mythen und Legenden, die meist mit bestimmten geologischen Orten verknüpft sind und ihnen einen gewissen Zauber verleihen. Die Bewohner der Region erzählen sich seit Generationen die mystischen Geschichten von Hünen, Zwergen, Drachen, Hexen und anderen Fabelwesen.

Beim Märchenerzählen handelt es sich um eine uralte Tradition, die seit Menschengedenken die Zuhörer*innen in den Bann zieht. Die Faszination dabei liegt im Geheimnisvollen. Die Kunst des freien Erzählens gibt Denkanstöße und regt die Phantasie an. Gleichzeitig wird Sprache gefördert und Identität gewonnen. Diese wertvolle Funktion für das Gemeinschaftsleben hat Sabine Meyer aus Osnabrück erkannt. Sie geht der alten Tradition des Märchenerzählens bereits seit vielen Jahren mit voller Leidenschaft nach. Das Erzähltheater Osnabrück bietet regelmäßig Erzählveranstaltungen, Workshops und andere Erzählprojekte an. Erzählen ist für Sabine Meyer dabei Interaktion, Kunst, Kultur und ein direkter Weg zu ihrem Gegenüber.

Das Erzähltheater Osnabrück ist nicht der einzige Ort, an dem die Sagen und Märchen der Region heute noch gelebt werden: Die Alfhausener Band „Wippsteert“ hat beispielsweise die Alkensage musikalisch vertont – und das sogar „up Platt“! Damit sind sie praktisch doppelter Träger immateriellen Kulturerbes aus der Region und stehen für gelebte Heimat- und Traditionsliebe.



Wem das noch nicht genug Märchenhaftes aus der Region ist, kann sich hier noch einen Eindruck von der sagenhaften Entstehung des Hockenden Weibs an den Dörenther Klippen verschaffen – natürlich alles geologisch bestätigt ;-):

"Vor langer Zeit wurde das Gebiet von einer großen Flut heimgesucht. Eine Mutter, die mit ihren Kindern in einer Hütte am Fuße der Dörenther Klippen wohnte, musste vor der Flut fliehen. Sie nahm die Kinder auf den Arm und kletterte auf den nahen Berg. Von dort aus musste sie mit ansehen, wie die Flut das Land unterhalb verschlang. Das Wasser stieg weiter und reichte schließlich bis an die Frau mit ihren Kindern heran. Da hockte sie sich hin, ließ die Kinder auf ihre Schultern klettern und begann zu beten. Wenig später begann das Wasser wieder zu sinken und die Kinder konnten unversehrt von den Schultern ihrer Mutter heruntersteigen. Diese jedoch war zu einem Felsblock erstarrt, der aus den Fluten ragte und die Kinder getragen hatte."

 

Das Märchenerzählen wurde 2016 in das bundesweite Verzeichnis Immateriellen Kulturerbes aufgenommen.

 

Fotos: Erzähltheater Osnabrück, Max Ciolek

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