Müllerhandwerk


„Wer zuerst kommt mahlt zuerst“ – die Handwerksmüllerei in Wasser- oder Windmühlen

Dieses Sprichwort geht auf einen alten Beruf zurück, dessen Bezeichnung heute viele nur noch mit einer Drogeriekette oder einem Fußballspieler in Verbindung bringen: der Müller bzw. die Müllerin. Wer heute das Müllerhandwerk erlernen möchte, findet deutschlandweit nur noch wenige Ausbildungsbetriebe. Das einzige Unternehmen in der TERRA.vita-Region, das eine derartige Ausbildung noch anbietet, ist die Porta Mühle in Porta Westfalica. Traditionelle Mahlverfahren mit Wind- und Wasserkraft finden im Lehrplan dabei allerdings kaum noch Beachtung.

Die altherkömmlichen Handwerkstechniken, wie das Mahlen mit Mühlensteinen, können heute nur noch an wenigen Standorten bewundert werden. Von den über 25 Wind- und Wassermühlen in der TERRA.vita-Region gibt es allerdings einige, die das traditionelle Müllerhandwerk durch regelmäßige Vorführungen und Besichtigungen am Leben halten.

Der Großteil der Mühlen stand lange still und wurde erst gegen Ende des letzten Jahrhunderts restauriert, sodass die meisten Wind- und Wassermühlen heute wieder funktionstüchtig sind. Wer sich davon selber überzeugen möchte, ist herzlich dazu eingeladen, einer der zahlreichen Mühlen unserer Region einen Besuch abzustatten. Beispielsweise lädt die Niedersächsische Mühlen-Tour dazu ein, das mühlenreiche Osnabrücker Land per Fahrrad zu erkunden. Auf einem knapp 400 km langem Rundweg lassen sich insgesamt 23 historische Wind- und Wassermühlen erkunden. 

Besonders eindrucksvolle Einblicke in vergangene Zeiten bietet dabei z.B. die Alte Wassermühle in Bad Essen. Die historische Fachwerk-Wassermühle ist von Mai bis September immer sonntags von 14 bis 17 Uhr geöffnet. In dieser Zeit ist ein Müller vor Ort, der die Mühle und den Mahlvorgang erklärt. Das frisch gemahlene und besonders backstarke Mehl ist vor Ort erhältlich.

Weitere bekannte Mühlen sind Knollmeyers Wassermühle im Nettetal, das Heimathaus Telgkamps Mühle, die Wöstenesch-Wassermühle in Eggermühlen, die Lechtinger Mühle bei Wallenhorst, die Nackte Mühle in Osnabrück oder die Wallholländer Windmühle in Melle. Hier wird Wissen und Können gewahrt, welches über Generationen weitergegeben wurde und auf einmalige Art und Weise die Kräfte der Natur für ein menschliches Handwerk nutzt.

Die Handwerksmüllerei wurde 2018 in das bundesweite Verzeichnis Immateriellen Kulturerbes der UNESCO aufgenommen.


Fotos:
Titelfoto, Foto 1 + 2: Alte Wassermühle Bad Essen (Fotos: Tourist-Info Bad Essen)
Foto 3: Telgkamps Mühle (Foto: Samtgemeinde Bersenbrück)
Foto 4 + 5: Windmühle Westhoyel (Fotos: Verein zur Restaurierung und Erhaltung der Westhoyeler Windmühle)
Foto 6 bis 8: Wöstenesch-Wassermühle (Fotos: Georg Geers)

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