Steckenpferdreiten


„Wir Reiter zieh‘n durch Osnabrück und singen für den Frieden.“ - Das Steckenpferdreiten

Falls Sie Ihren Herbstspaziergang durch die Osnabrücker Innenstadt planen sollten – wundern Sie sich nicht über plötzlich vorbeireitenden, singenden Kinderscharen auf Steckenpferden. Dieses Schauspiel beruht auf einem traditionellen Osnabrücker Brauch, der seit 1948 jedes Jahr Ende Oktober stattfindet.

Dabei ziehen die Schülerinnen und Schüler aller vierten Schulklassen Osnabrücks auf eigens gestalteten Steckenpferden und mit bunten Papierhüten durch die Innenstadt zum Rathaus, wo sie vom Bürgermeister mit Brezeln empfangen werden. An diesem geschichtsträchtigen Ort wurde im Jahr 1648 der Westfälische Frieden verkündet und somit der Dreißigjährige Krieg beendet. Durch das Steckenpferdreiten soll an dieses historische Ereignis erinnert und der Friede gefeiert werden.

Warum reiten die Kinder auf Steckenpferden?

Während der Friedensverhandlungen in Osnabrück und Münster im Jahr 1648 pendelten täglich Reiter zwischen den Rathäusern beider Städte hin und her, um die Berichte und Beschlüsse zu übermitteln. Daher kommt der Bezug zur Reiterei. Der eigentliche Brauch des Steckenpferdreitens beruht jedoch auf einer Legende aus Nürnberg, welche besagt, dass dort im Jahr 1650 Jungen mit ihren Steckpferden zum Fürsten ritten und ihn um ein Andenken an den Frieden baten. Daraufhin ließ der Fürst die sogenannten „Steckenreiterpfennige“ (BILD) prägen. Dass nun die Stadt Osnabrück zur Heimat der Steckenpferdreiter geworden ist, verdankt sie den emsländischen Dichterinnen Clara und Emmy von Dincklange, welche 1875 in einem ihrer Werke den Ort der Handlung kurzerhand nach Osnabrück verlegten. Der Osnabrücker Schriftsteller Ludwig Bäte griff die Sage zur 300-Jahr-Feier des Westfälischen Friedens auf und organisierte 1948 erstmals ein Steckenpferdreiten. Seither begeistert diese Tradition alljährig die Osnabrücker Bürger.

 

Foto: Swaantje Hehmann

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